Erinnern wir uns: Der Durchbruch schien geschafft. Zwölf deutsche Unternehmen erklärten sich im Februar dieses Jahres bereit, eine Stiftung zur Entschädigung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern einzurichten. Zwar hatten erst Sammelklagen in den USA und der Hinweis, die Deutsche Bank werde bei ihrer Fusion mit einer US-amerikanischen Anlagegesellschaft ohne Zahlungen an die NS-Opfer Schwierigkeiten auf dem US-Markt haben, zu dieser Abkehr von mehr als 50 Jahre währender Entschädigungsverweigerung geführt. Doch dies störte kaum jemanden. Symbolträchtig wurde auch ein Datum für den Beginn der Stiftungsarbeit genannt: Der 1. September sollte es sein. Das Szenario für ein neues Kapitel deutscher "Erinnerungskultur" war also umrissen. Doch dann folgte Altbekanntes. Schon die im Stiftungskommuniqué *) formulierten Ziele wiesen die Richtung. Eine "Antwort auf die moralische Verantwortung deutscher Unternehmen aus den Bereichen der Zwangsarbeiter-Beschäftigung, der Arisierung und anderen Unrechts aus der Zeit der NSHerrschaft" wolle man geben, deshalb "humanitäre und zukunftsweisende Projekte" fördern und damit eine Grundlage schaffen, "um Klagen, insbesondere Sammelklagen in den USA, zu begegnen und Kampagnen gegen den Ruf unseres Landes und seiner Wirtschaft den Boden zu entziehen".
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.