United We Stand - Chickenburger verkündet der Aushang eines schäbigen Gasthofs im verlassenen Hinterland Maines. Zusammen mit dem gewöhnlichen Produkt soll die ungewöhnliche Botschaft "rüberkommen": Jener 11. September hat den Wirt daran erinnert, daß er nicht nur Besitzer seines kleinen Ladens ist, sondern auch Mitglied einer großen Nation. The Spirit of America ("Newsweek") macht dieser Tage vor nichts und niemandem halt. Daß die Stunde der Not den Geist des Volkes transformieren würde - diese uralte Einsicht hat sich wieder einmal schlagend bestätigt. "Wir können sagen", rekapituliert 1915 Ernst Lederer (Zur Soziologie des Weltkriegs), "daß sich am Tage der Mobilisierung die G e s e l l s c h a f t, die bis dahin bestand, in eine G e m e i n s c h a f t umformte." Und er fährt fort: "Daß die Völker gegenwärtig im Kriege, mehr als jemals, die Form der Gemeinschaft annehmen, liegt dann, daß das moderne Heer mit der allgemeinen Wehrpflicht, jenseits aller gesellschaftlichen Bindungen, einen eigenartigen Komplex ausgebildet hat, innerhalb welchem alle soziale Besonderheit suspendiert ist." Suspendiert also nicht dauerhaft aufgehoben, sondern zeitweitig verdrängt und bis auf weiteres zum Verschwinden gebracht. Kalamität "kassiert" Pluralität.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.