Als die Rekapitalisierung Ostdeutschlands mit der Einführung der D-Mark begann, geschah dies mit der offiziell verkündeten politischen Zielstellung, eine schnelle Angleichung des ostdeutschen Produktivitäts- und Einkommensniveaus an das in Westdeutschland zu erreichen. Dazu seien nur wenige Jahre erforderlich, verkündeten die verheißungsvollen Verlautbarungen der damaligen Bundesregierung.
Nun ist es still geworden. Seit geraumer Zeit äußern sich weder die herrschenden, noch die oppositionellen Politiker und auch viele Vertreter der wohlbestallten Wissenschaft nicht zu dieser Zielsetzung; klammheimlich ist sie aus ihrem Vokabular verschwunden. Ein Indiz dafür sind die Jahresgutachten des Sachverständigenrats, in denen ursprünglich analytische Kapitel zum Angleichungsprozess nunmehr zu kurzen Bemerkungen über "Fortschritte" degenerierten. Diese Haltung signalisiert die endgültige Absetzung des Angleichungsziels von der Tagesordnung. Im Durchschnitt des Jahres 2000 hatte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Erwerbstätigen in Ostdeutschland 69% des westdeutschen Niveaus erreicht. Im selben Zeitraum lagen die ostdeutschen Bruttolöhne und -gehälter je Beschäftigten bei 76,7% der westdeutschen. 1)
Bei beiden Zielstellungen klafften mithin große OstWest-Lücken.