Mitten im bayerischen Landtagswahlkampf informierte Innenminister Günther Beckstein die Öffentlichkeit über einen Ermittlungserfolg gegen rechtsextreme Gewalttäter. Zuvor hatte die Polizei fünf Männer und eine Frau unter dem Verdacht festgenommen, Sprengstoffanschläge vorzubereiten. Anlässlich der für den 9. November 2003 geplanten Grundsteinlegung eines neuen jüdischen Gemeindezentrums in München sollte eine Bombe gezündet werden, hieß es. Bei Haussuchungen wurden 14 Kilogramm sprengstoffverdächtiges Material, darunter 1,7 kg TNT, und eine im Bau befindliche Rohrbombe gefunden, ferner je zwei Handgranaten und Schusswaffen. Im Zentrum der Ermittlungen steht Martin Wiese, ein 27jähriger Neonazi, der vor drei Jahren aus Anklam in Vorpommernnach München gezogen war. Der frühere Aktivist des Kameradschaftsbunds Anklam ist heute die Führerfigur der Neonazi-Gruppe Freie Kameradschaft Süd, die unter anderem wegen ihrer Demonstration gegen die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" Aufsehen erregte. Die Ermittlungen führten auch nach Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin; mittlerweile wurden zwölf Haftbefehle ausgestellt.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.