Ausgabe Juni 2005

Iranische Agonie

Seit Gründung der Islamischen Republik hat es keine Wahl gegeben, die den desolaten Zustand des islamischen Gottesstaates derart sichtbar und spürbar machte wie die bevorstehende Präsidentschaftswahl am 17. Juni. Das Land steckt sowohl außen- als auch innenpolitisch in einer tiefen Krise. Doch immer noch ist der überwiegende Teil des Volkes von den politischen Entscheidungen ausgeschlossen, und die Mauern, die schon in den ersten Jahren nach der Revolution zwischen treuen Anhängern der herrschenden Geistlichkeit und dem Rest der Bevölkerung errichtet wurden, existieren nach wie vor.

Dabei besteht selbst im islamischen Lager längst keine Einigkeit mehr. Bis vor kurzem gab es hier noch zwei klare Blöcke, den Block der Reformer und den der Konservativen, die sich gegenseitig Steine in den Weg legten und damit jede wirkliche Veränderung verhinderten. Im Zuge des Wahlkampfs hat es jedoch in beiden Lagern zusätzliche Brüche und Spaltungen gegeben. Dabei dulden die gewaltigen Probleme des Landes schon lange kein Zögern mehr, sondern verlangen nach raschen Lösungen.

Außenpolitisch sind die Verhandlungen um das iranische Atomprogramm und um ein umfassendes Wirtschaftsund Handelsabkommen zwischen Iran und der EU in die Sackgasse geraten.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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