Ausgabe Februar 2010

Goethes Liebe zum Islam

Manchmal möchte man der Geschichte an bestimmten Punkten die Frage vorlegen: „Was wäre gewesen, wenn..?“ In diesem Falle: Was wäre aus Deutschland geworden, wenn wir im 19. Jahrhundert auf Goethe gehört, seine weltbürgerlichen Toleranzbotschaften gelesen, ernst genommen und zur Richtschnur des Politischen zwischen Weltbürgertum und Nationalstaat genommen hätten? Oder ganz aktuell: Was würde sich an der zukünftigen Geschichte der Schweiz ändern, wenn ihre über den Bau von Minaretten abstimmenden und sich dabei fremden- und islamfeindlich positionierenden Bürgerinnen und Bürger von ihrer und unserer Ikone Johann Wolfgang von Goethe als selbsterklärtem Muslim wüssten?

Der war am 25. Juli 1814 – Napoleon hatte abgedankt, der Frieden von Paris war geschlossen, ein Aufatmen ging durch die deutschen Lande – zu Freunden an Rhein und Main aufgebrochen, hatte als Reiselektüre die soeben übersetzten „sämmtlichen Gedichte des Hafis“ (gest. 1389) mitgenommen, die ihm sein Verleger Cotta im Mai geschenkt hatte. Diese Begegnung mit altpersischer Dichtung veränderte die Perspektive dieser Reise, machte aus ihr eine Orientreise zur „Gewältigung“ der jüngsten kriegerischen Vergangenheit; sie führte zur Entdeckung einer heilenden Gegenwelt im „Lande des Glaubens, der Offenbarungen, Weissagungen und Verheißungen.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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