Ausgabe September 2010

Soft Power China?

Kaum eine internationale Entwicklung der letzten Jahre irritiert Öffentlichkeit, Wirtschaft und Politik so sehr wie der scheinbar unaufhaltsame Aufstieg der Volksrepublik China. Vor 25 Jahren noch ein weitgehend abgeschottetes, wirtschaftlich auf niedrigem Niveau agierendes Mysterium, ist dem chinesischen Drachen nun der Sprung unter die beiden erfolgreichsten Staaten der Weltwirtschaft gelungen: Im zweiten Quartal des Jahres hat China Japan als größte Volkswirtschaft nach den USA abgelöst. Zudem ist China international politisch aktiv wie nie zuvor. Die gigantische Weltausstellung in Shanghai demonstriert dies gegenwärtig höchst eindrucksvoll.

Nach dem Ende der Sowjetunion wurde von zahlreichen internationalen Beobachtern auch der Zusammenbruch des kommunistischen Systems der Volksrepublik oder eine aggressivere, militärisch orientierte Außenpolitik Chinas vorhergesagt. Doch das Gegenteil ist offenbar eingetreten: Die kommunistische Partei scheint fester im Sattel zu sitzen denn je; und das Engagement Chinas in internationalen Institutionen wie der UNO oder dem internationalen Währungsfond gibt wesentlich weniger Anlass zur Kritik als von vielen Experten befürchtet.

Die chinesische Regierung betont immer wieder, dass ihr Aufstieg ein friedlicher sein soll. China sei auf eine friedliche, harmonische internationale Zusammenarbeit aus.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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