Ausgabe Februar 2012

Der Streit um die Genitalverstümmelung

Es ist ein sehr emotional und kontrovers diskutiertes Thema, dem sich die Ethnologin und Politikwissenschaftlerin Janne Mende widmet: die weibliche Genitalbeschneidung. Für die einen ist diese Praxis ein Verbrechen an jungen Mädchen, andere befürworten sie unter Berufung auf ein Recht auf Tradition. In ihrem Buch „Begründungsmuster weiblicher Genitalverstümmelung – zur Vermittlung zwischen Universalismus und Kulturrelativismus“ reflektiert Mende das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln – und bezieht deutlich Stellung gegen Genitalverstümmelung.

Die vor allem in afrikanischen und einigen asiatischen Ländern praktizierte traditionelle (Teil-)Beschneidung weiblicher Genitalien verletzt nicht nur das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit, sondern auch die Menschenrechte auf Gesundheit, Freiheit von Folter und grausamer, inhumaner Behandlung sowie schließlich – falls es zu tödlichen Komplikationen kommt – auch das Recht auf Leben. Internationale Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation WHO, das UN-Kinderhilfswerk UNICEF und der Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen
UNIFEM haben sich deshalb der Bekämpfung weiblicher Genitalverstümmelung verschrieben. Sie unterstützen Kampagnen zur Abschaffung dieser Praxis, die sowohl nach der Gesetzgebung der Europäischen Union als auch der arabischen Charta der Menschenrechte strafbar und in mehreren afrikanischen Ländern verboten ist.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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