Ausgabe August 2012

Jüdische Emigration: Zwischenstation Bolivien

Als die Verfolgung der europäischen Juden in deren Vernichtung mündete, entschieden sich viele Verfolgte zur Flucht. Nicht wenige verschlug es nach Lateinamerika. Bolivien bot ihnen als einer der wenigen lateinamerikanischen Staaten Zuflucht. 7000 bis 8000 Flüchtlinge aus Europa nahm das bitterarme Land allein zwischen 1938 und 1940 auf. Doch während sich die bolivianische Regierung von den Neuankömmlingen einen Entwicklungsschub für ihre Wirtschaft erhoffte – der wichtigste Grund für ihre Politik der offenen Tür –, blieb Bolivien für die meisten Flüchtlinge nur eine Zwischenstation. Ihre Geschichten verarbeitet León Bieber in seinem kürzlich auf Deutsch erschienenen Buch „Jüdisches Leben in Bolivien. Die Einwanderungswelle 1938-1940“.

Es ist auch seine eigene Geschichte. Der Autor, in Bolivien geboren, ist selbst Sohn deutscher Einwanderer. Er kennt beide Kulturen, auch weil er nach dem Abitur in Deutschland studiert, promoviert und an Universitäten auf beiden Kontinenten gelehrt hat. Das Buch ist somit auch ein Stück Lebensgeschichte – des Autors und der von ihm befragten Personen, und sie alle haben nicht nur Bolivien im Blick, sondern auch die verlorene Heimat.

Fast 17 Jahre hat León Bieber an dem Buch gearbeitet und dafür zahlreiche Interviews mit Zeitzeugen und deren Nachkommen geführt.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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