Ausgabe Januar 2015

Der blutrote Faden

Das globale Baumwollimperium und die permanente Revolution des Kapitalismus

Europas Herrschaft über das Baumwollimperium endete kläglich. Es war das Jahr 1963. An einem regnerischen Dezembermorgen versammelte sich eine Gruppe von Liverpoolern vor der Baumwollbörse in der Old Hall Street. Nicht um ihr Imperium zu beherrschen, sondern um es aufzulösen. An diesem Tag wurde die „wertvolle Clubeinrichtung” versteigert, die ein Jahrhundert lang in den Büros der Liverpool Cotton Association gestanden hatte. Das Gebäude selbst war bereits ein Jahr zuvor wegen mangelnder Auslastung verkauft worden.[1]

Über ein Jahrhundert lang war die 1841 gegründete Vereinigung eine der mächtigsten Gruppen von Kaufleuten gewesen und hatte eine zentrale Rolle bei der Regulierung des globalen Baumwollhandels gespielt. Als die Käufer nun ihre ersteigerten Stühle, Schreibtische, Lampen, Regale, Sofas und Gemälde durch die Straßen dieser immer traurigeren Großstadt karrten, war es fast unvorstellbar, dass Liverpool einst eine der reichsten Städte der Welt gewesen war, der Dreh- und Angelpunkt, der Baumwollerzeuger in Nord- und Südamerika, Afrika und Asien mit europäischen Fabrikanten und Verbrauchern auf der ganzen Welt verband.

Nach 150 Jahren Marktherrschaft lag Ende der 1960er Jahre der Anteil Englands an den weltweiten Exporten von Baumwollgarn und Stoffen nur noch bei 2,8 Prozent.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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