Ausgabe Mai 2015

Marx in Marburg

In zwei hessischen Universitätsstädten bildeten sich nach dem Zweiten Weltkrieg Schulen heraus, die einen prägenden Einfluss auf die linke Debatte in der Bundesrepublik nehmen sollten. Neben der bekannteren Frankfurter Schule um Max Horkheimer und Theodor W. Adorno entstand eine Marburger Schule um den Politikwissenschaftler und Juristen Wolfgang Abendroth.

Lothar Peter, emeritierter Soziologieprofessor an der Universität Bremen, gelingt es auf rund 220 Seiten, die wissenschaftliche und politische Wirksamkeit der Marburger Schule über den Zeitraum der letzten 60 Jahre zu beleuchten. Indem Peter biographische Daten mit den Arbeitsschwerpunkten der wichtigsten Marburger Köpfe verbindet, beschreibt er deren Wirken auch als einen Kampf für eine andere, demokratische Entwicklung. Damit macht er zugleich die Anfeindungen, Denunziationen und Ausgrenzungsversuche nachvollziehbar, denen die Marburger vielfach ausgesetzt waren. Die Marburger Schule entwickelte sich ab 1951, nach der Berufung Wolfgang Abendroths an die dortige Philipps-Universität. Später stießen die Soziologen Heinz Maus (1960) und Werner Hofmann (1966) hinzu.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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