Klassischerweise – Brexit hin oder her – ist in der Hemisphäre der Eurokraten und Euromantiker die Welt zwar nicht in Ordnung, aber doch recht übersichtlich in Gut und Böse oder Positiv und Negativ eingeteilt.[1] Da wird einer „nationalistischen Blockade“ die Hauptschuld an der gegenwärtigen Misere zugeschrieben, und die Lösung liegt dann wohl auf der Hand: Brüssel muss endlich „handlungsfähig“ gemacht werden und die „Solidaritätsverweigerer“ wohl oder übel – „whatever it takes“ – in die Schranken weisen.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.