Ausgabe April 2021

Toxische Rendite: Der Skandal um die Greensill Bank

Logo der Greensill-Bank

Bild: Logo der Greensill-Bank

Wer geglaubt haben sollte, nach der globalen Finanzkrise von 2008 seien die Finanzmärkte durch wirksame staatliche Regulierungen gezähmt worden, wird nach CumEx und dem Wirecard-Skandal ein weiteres Mal eines Schlechteren belehrt. Die Greensill Bank in Bremen, Hausbank des internationalen Finanzkonglomerats des australischen Unternehmers Lex Greensill, tätigte unverdrossen hochriskante Geschäfte – bis zum Absturz. Dem Zusammenbruch der Muttergesellschaft folgte am 16. März der Insolvenzantrag beim Amtsgericht Bremen.

Bei der Greensill Bank handelte es sich keineswegs um eine normale Privatbank mit dem Ziel der branchenüblichen Renditeerzielung. Die übliche persönliche Kundenberatung spielte kaum eine Rolle. Das Bankhaus zog vielmehr über Internetplattformen wie Weltsparen oder Zinspilot viele Sparer an, um so seine Einlagen zu maximieren. Auf diese Weise gelang es ihm, die Bilanzsumme seit Gründung bis ins vergangene Jahr auf 4,5 Mrd. Euro zu verzehnfachen. Zuletzt wurde mit 140 Beschäftigten das ganz große Rad gedreht. Das erforderliche Personal, das zur Ausweitung der Geschäfte eingestellt werden musste, stand durch die Schrumpfung der einstigen Bremer Landesbank auf eine kleine Zweigstelle der NordLB zur Verfügung.

Viele Jahre lang fristete das für das gesamte Finanzsystem Greensills strategisch zentrale Finanzinstitut ein „Mauerblümchen“-Dasein am provinziellen Bankenstandort Bremen.

April 2021

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