Ausgabe April 2021

April 2021

In der April-Ausgabe sieht der Publizist Fabian Scheidler die technokratische Ideologie als zentrale Ursache unserer planetarischen Krise. Der neokonservative Vordenker und Berater der Biden-Regierung Robert Kagan plädiert dafür, dass die USA ihre Rolle als globale Ordnungsmacht endlich akzeptieren müssen. Der Politikwissenschaftler Colin Crouch beleuchtet das allzu enge Verhältnis von Kapitalismus und Korruption. »Blätter«-Redakteur Steffen Vogel sieht in den identitätspolitischen Kämpfen der Gegenwart eine Kulturrevolution im Gefolge von 1968. Und die Journalistin Kristin Helberg fordert, die syrische Diaspora in Deutschland endlich als gesellschaftliche Kraft anzuerkennen.

Druckausgabe kaufen (10.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)

Kommentare

Terror ohne Ende: Tschads Sieg, Frankreichs Scheitern

Wenn die Bürgerinnen und Bürger des Tschad am 11. April ihren Präsidenten wählen, steht der Sieger bereits so gut wie fest: Aller Voraussicht nach wird dann der derzeitige Staatschef Idriss Déby Itno zum sechsten Mal im Amt bestätigt. Der 68-Jährige ist einer der dienstältesten Regierungschefs Afrikas – und ein treuer Verbündeter Frankreichs im Kampf gegen den Dschihadismus in der Region. Doch das französische Bündnis mit dem Langzeitherrscher ist nicht nur unter demokratischen Gesichtspunkten fragwürdig.

Debatte

Kurzgefasst

Kurzgefasst

Das gesamte Leben auf der Erde befindet sich in einer Überlebenskrise. Zentrale Ursache dafür ist ein technokratisches Weltbild, das die Natur zu einer beherrschbaren Ressource in der Hand des Menschen degradiert hat. Der Publizist und Buchautor Fabian Scheidler analysiert die Ursachen dieser Entwicklung. Die zeitgleich mit der Entstehung des Kapitalismus heraufbeschworene rationalistische Trennung, ja Entfremdung des Menschen von sich selbst wurde zum Ausgangspunkt der planetarischen Krise.

Analysen und Alternativen

Zur Supermacht verdammt

Kaum einen Monat im Amt, ließ der neue US-Präsident Joe Biden am 26. Februar Stellungen proiranischer Milizen in Syrien bombardieren; auch er startete damit wie bereits andere Präsidenten vor ihm mit einer völkerrechtlich nicht gedeckten Militäraktion. Es folgten klare Kampfansagen gegenüber China und Russland (Putin sei ein „Killer“, so der US-Präsident). Amerikas Rückkehr auf die Weltbühne, die Biden am 19. Februar in seiner Rede auf der virtuellen Münchner Sicherheitskonferenz angekündigt hatte, besitzt also erhebliches Eskalationspotential.

Leben wir in der Virokratie?

Gut ein Jahr hat uns die Pandemie inzwischen fest im Griff. Wir erleben eine Gesundheitskrise historischen Ausmaßes, mit unzähligen individuellen Tragödien, aber auch mit weitreichenden sozialen und ökonomischen Folgen. Befinden wir uns damit aber auch, wie es von zahlreichen juristischen wie nicht-juristischen Beobachtern behauptet wird, in einer Verfassungs- und Demokratiekrise?

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland?

Vor genau 1700 Jahren erließ Kaiser Konstantin eine Verordnung, die die Existenz jüdischen Lebens in Deutschland belegt. Das Edikt aus dem Jahr 321 n.Z. behandelt die Mitgliedschaft von Juden in der „curia“, dem Rat der Stadt Köln, und ist damit der erste historische Nachweis jüdischen Lebens nördlich der Alpen. Aus diesem Anlass wird derzeit bundesweit unter dem Titel „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ein Festjahr mit zahlreichen Veranstaltungen begangen.

Engagiert und zersplittert

Hunderttausende Syrerinnen und Syrier, die in den vergangenen zehn Jahren aus ihrem Land geflohen sind, werden nicht mehr in ihr Heimatland zurückkehren können - und wollen. Umso mehr kommt es darauf an, sie hierzulande als politisch aktive Bewohner anzuerkennen.

Buch des Monats

Der unaufhaltsame Rückzug der Demokratie?

Worin liegen die Ursachen für den autoritären Populismus, der in den letzten Jahren weltweit an Dominanz gewonnen hat? Und wie steht es um die Zukunft der Demokratie angesichts der populistischen Erfolge? Das sind die Fragen, die sich die Politikwissenschaftler Armin Schäfer und Michael Zürn in ihrem Buch „Die demokratische Regression“ stellen. Schäfer ist Professor an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Zürn leitet die Abteilung „Global Governance“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

Chronik des Zeitgeschehens

Chronik des Monats Februar 2021

1.2. – Myanmar (Burma). Nach ihrer Machtergreifung, wenige Stunden vor dem Zusammentritt des im November v.J. gewählten Parlaments, besetzt die Armeeführung die wichtigsten Posten mit Mitgliedern aus den eigenen Reihen (vgl. „Blätter“, 3/2021, S. 127). Die Verfassung von 2008, so heißt es, sehe ausdrücklich vor, dass die Armee die Macht übernehmen könne, falls die Souveränität des Landes bedroht sei.