Ausgabe August 2021

Auschwitz als koloniales Verbrechen?

Zur Debatte um A. Dirk Moses

Es war eine gezielte Provokation, als der australische Historiker A. Dirk Moses am 23. Mai auf der schweizerischen Homepage „Geschichte der Gegenwart“ einen Text publizierte, dem er die Überschrift „Der Katechismus der Deutschen“ gab.[1] Dieser Katechismus besteht nach Moses aus fünf Überzeugungen:

Der Holocaust ist einzigartig, da er die uneingeschränkte Vernichtung von Juden um deren Vernichtung willen betrieb. Im Unterschied zu den pragmatischen und begrenzten Zielen, um derentwillen andere Genozide unternommen wurden, versuchte hier ein Staat zum ersten Mal in der Geschichte ein Volk ausschließlich aus ideologischen Gründen auszulöschen.
Da er die zwischenmenschliche Solidarität beispiellos zerstörte, bildet die Erinnerung an den Holocaust als Zivilisationsbruch das moralische Fundament der deutschen Nation, oft gar der europäischen Zivilisation.
Deutschland trägt für die Juden in Deutschland eine besondere Verantwortung und ist Israel zu besonderer Loyalität verpflichtet: „Die Sicherheit Israels ist Teil der Staatsräson unseres Landes.“
Der Antisemitismus ist ein Vorurteil und Ideologem sui generis, und er war ein spezifisch deutsches Phänomen. Er sollte nicht mit Rassismus verwechselt werden.
Antizionismus ist Antisemitismus.

August 2021

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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