Ausgabe Dezember 2021

Sri Lanka: Militarisierung als Krisenpolitik

Ein Polizist während einer landesweiten Abriegelung zur Eindämmung der Ausbreitung des Covid-19-Coronavirus in Colombo / Sri Lanka, 21.8.2021 (IMAGO / ZUMA Wire)

Bild: Ein Polizist während einer landesweiten Abriegelung zur Eindämmung der Ausbreitung des Covid-19-Coronavirus in Colombo / Sri Lanka, 21.8.2021 (IMAGO / ZUMA Wire)

In diesem Jahr wurden so viele Asylsuchende aus Deutschland nach Sri Lanka abgeschoben wie lange nicht. Erstmals kam es dabei auch zu Sammelabschiebungen in das südasiatische Nachkriegsland; teilweise finden diese gemeinsam mit der Schweiz und Österreich statt, die sri-lankische Asylsuchende mit den deutschen Abschiebefliegern ausweisen. Damit erreicht die immer mehr von Abschottungsphantasien geleitete Migrations- und Fluchtpolitik der Europäische Union samt ihrer Mitgliedstaaten nun auch bei tamilischen und muslimischen Geflüchteten einen traurigen Höhepunkt. Dies geschieht ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem Angehörige ethno-religiöser Minderheiten in Sri Lanka nicht nur Diskriminierungen befürchten müssen, sondern sogar wieder Folter, sexualisierte Gewalt und „unmenschliche Erniedrigung“, wie jüngst der UN-Menschenrechtsrat feststellte.[1]

Tatsächlich erlebt Sri Lanka derzeit einen gewalttätigen Tiefpunkt der Nachkriegszeit. Diese begann 2009 mit dem militärischen Sieg der Rajapaksa-Regierung über die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE). Ausgebrochen war der Bürgerkrieg offiziell 1983 nach einem antitamilischen Pogrom. Das von der singhalesischen Mehrheit kontrollierte Militär kämpfte fortan gegen die Separatist*innen der tamilischen Minderheit. Der Konflikt forderte zehntausende Opfer und weitere zehntausende Verschwundene, deren Verbleib bis heute ungeklärt ist, zumeist im Minderheitengebiet des Nordens und Ostens.

Dezember 2021

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Druckausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Euphorie und Ernüchterung: Bangladesch nach dem Aufstand

von Natalie Mayroth, Dil Afrose Jahan

Im September fanden an der Universität Dhaka, einer der wichtigsten Hochschulen Bangladeschs, Wahlen zur Studentenvereinigung statt. Manche sehen sie als Testlauf für die nationalen Wahlen. Daher ist es ein Warnsignal, dass dort ausgerechnet der Studentenflügel der islamistischen Jamaat-e-Islami gewann.

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.

Südkorea: Vom Putschversuch zur Richtungswahl

von Fabian Kretschmer

Es ist mehr als nur ein Klischee, dass die südkoreanische Demokratie zu den lebhaftesten in ganz Asien zählt. Seit der Wahlkampf Anfang Mai offiziell eingeläutet wurde, sind die gläsernen Fassaden der Bürotürme in der Hauptstadt Seoul mit riesigen Plakaten der Spitzenkandidaten zugepflastert.