Ausgabe Oktober 2023

Der Dschidda-Prozess: Erste Hoffnung auf ein Ende des Ukrainekrieges

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, bei seiner Ansprache auf dem Gipfeltreffen der Arabischen Liga am 19.5.2023 in Dschidda, Saudi-Arabien (IMAGO / ABACAPRESS)

Bild: Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, bei seiner Ansprache auf dem Gipfeltreffen der Arabischen Liga am 19.5.2023 in Dschidda, Saudi-Arabien (IMAGO / ABACAPRESS)

Auf Einladung Kiews trafen sich Anfang August dieses Jahres Vertreter von 42 Staaten in der saudischen Hafenstadt Dschidda, um über die Beendigung des Ukrainekriegs zu beraten. Mit dabei waren unter anderem die G7- und EU-Staaten sowie Brasilien, China, Indien, Südafrika, Indonesien und die Türkei, nicht jedoch Russland. Das Treffen endete zwar ohne Abschlusserklärung, Einigkeit herrschte jedoch über zentrale Punkte für eine Friedenslösung, etwa die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine, und darüber, den Dschidda-Prozess fortzuführen. Damit existiert erstmals ein globales diplomatisches Format zur Beendigung eines Krieges von globaler Bedeutung.

Eine solche Initiative war umso nötiger geworden, als vieles auf einen jahrelangen Krieg hindeutet: „Es besteht die Gefahr, dass sich Russlands Krieg in der Ukraine zu einem fortdauernden Kampf über mehrere Jahre auswächst. Der Grund ist nicht nur, dass der Kampf an der Front eine mühselige Plackerei ist, sondern auch, dass keiner der Hauptakteure politische Ziele hat, die klar und erreichbar sind.“[1] Dazu kommt, dass die weitere militärische Unterstützung der Ukraine durch die USA angesichts des nahenden US-Präsidentschaftswahlkampfs und der schwankenden Haltung der Republikaner alles andere als sicher ist.[2]

Dieser Artikel beleuchtet die Entwicklungsstränge, die zum Treffen in Dschidda führten, die Ergebnisse dieser Konferenz und die Perspektiven, die sie eröffnet.

»Blätter«-Ausgabe 10/2023

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Ukraine: Zwischen Korruption und Diktatfrieden

von Yelizaveta Landenberger

Anfang Dezember herrschte rege Pendeldiplomatie, während die Bombardierung ukrainischer Städte und die russischen Vorstöße an der Front unvermindert weitergingen. Völlig unklar ist, ob der im November bekannt gewordene US-»Friedensplan« auch nur zu einem Waffenstillstand führen kann.

Die Wehrpflicht gleicher Bürger

von Sven Altenburger

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat in Deutschland eine intensive Debatte über die Notwendigkeit einer Wehrpflicht ausgelöst. Dabei werden die ideengeschichtlichen Grundlagen der Wehrpflicht von ihren Gegnern regelmäßig verkannt, nämlich Republikanismus und Egalitarismus.