Warum wir die freie Rede erbittert verteidigen müssen

Bild: Schriftsteller Salman Rushdie, Preisträger des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, auf der der Literaturgala der Frankfurter Buchmesse 2023, 21.10.2023 (IMAGO / Panama Pictures / Dwi Anoraganingrum)
Lassen Sie mich damit anfangen, dass ich Ihnen eine Geschichte erzähle. Es waren einmal zwei Schakale, Karataka, was sich mit Vorsicht übersetzen lässt, und Damanaka, was Wagemut bedeutet. Sie gehörten der zweiten Riege der Gefolgschaft des Löwenkönigs Pingalaka an, waren aber ehrgeizig und gerissen. Eines Tages erschreckte den Löwenkönig ein lautes Brüllen im Wald, doch die Schakale wussten, dass da nur ein entlaufener Bulle brüllte, also nichts, wovor sich ein Löwe fürchten musste. Sie suchten den Bullen und überredeten ihn, sie zum König zu begleiten und ihm die Freundschaft anzubieten. Der Bulle fürchtete sich ziemlich vor dem Löwen, war aber einverstanden, und so wurden der Löwe und der Bulle Freunde, und die Schakale wurden vom dankbaren Monarchen in die erste Riege befördert. Leider verbrachten der Löwe und der Bulle dann derart viel Zeit im Gespräch, dass der Löwe nicht länger jagte und die Tiere seines Gefolges Hunger litten. Folglich redeten die Schakale dem König ein, der Bulle schmiede Pläne gegen ihn, dem Bullen aber, dass der Löwe vorhabe, ihn zu töten, und so kämpften der Löwe und der Bulle miteinander und der Bulle wurde getötet.