
Bild: Justitia mit Waagschalen (IMAGO /imagebroker)
Haftbefehl gegen Putin, beantragte Haftbefehle gegen Sinwar und Netanjahu – das Völkerstrafrecht ist in den Schlagzeilen und in der Diskussion. Aber um einzuschätzen, was dabei auf dem Spiel steht, lohnt zunächst der Blick auf weniger bekannte Fälle: So wurde Mitte Mai in Paris die Ermordung von Patrick Abdelkader und Mazen Dabbagh verhandelt. Mazen war viele Jahre als Lehrer an der Französischen Schule in Damaskus tätig, aufgrund seiner französischen Mutter hatte er nicht nur die syrische, sondern auch die französische Staatsbürgerschaft. Das galt auch für seinen Sohn Patrick, Student an der Universität von Damaskus.
Das Leben der Familie wurde durch die Niederschlagung des demokratischen Aufstands gegen Diktator Assad auf den Kopf gestellt. Kurz nach dessen Beginn gerieten sie in die Fänge des syrischen Geheimdienstes. Der holte erst den Sohn mitten in der Nacht ab, wenig später den Vater. In den berüchtigten Gefängnissen des syrischen Regimes wurden beide gefoltert und galten dann – wie bis heute Hunderttausende – als „Verschwundene“. Doch die Familie ging unter großen Gefahren hartnäckig ihrem Schicksal nach. Es gelang ihr herauszufinden, dass Patrick und Mazen im Ermittlungsgefängnis des Luftwaffengeheimdienstes im Damaszener Stadtteil Mezze verhört wurden, einer berüchtigten Folterstätte des Assad-Regimes. 2018 schickte der syrische Staat Todesurkunden, ohne Angabe von Todesursache und -ort.