
Bild: Jan van Aken und Heidi Reichinnek beim Sonderparteitag der Linkspartei, 18.1.2025 (IMAGO / Mike Schmidt)
Es ist eine Wiederauferstehung, die ihr so gut wie niemand zugetraut hatte. Noch bis Anfang des Jahres waren Unterhaltungen über die Linkspartei selbst mit Wohlmeinenden stets Gespräche in der Vergangenheitsform; über eine Partei mit einer – die Vorläuferinnen mitgerechnet – sehr langen Geschichte, aber ohne Zukunft. Doch sie ist zu früh abgeschrieben worden. Im unter Denkmalschutz stehenden Karl-Liebknecht-Haus am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin brennt wieder Licht, so strahlend wie lange nicht mehr. Rangierte die Linkspartei bei der Europawahl im vergangenen Jahr mit 2,7 Prozent nur noch unter ferner liefen, konnte sie bei der Bundestagswahl am 23. Februar mit 8,8 Prozent und sechs gewonnenen Wahlkreisen ein furioses Comeback feiern. Mit mehr als 102 000 Mitgliedern ist die bereits totgesagte Partei heute so groß wie noch nie.
Es ist ein Mix aus Gründen, der für diese Renaissance verantwortlich ist. Am Anfang dürfte ein Ereignis stehen, das selbst von einem nicht irrelevanten Teil innerhalb der Linkspartei fälschlich für den Todesstoß gehalten wurde: die Abspaltung des „linkskonservativen“ Flügels und die Gründung des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW). Das kostete zwar enorm an Zuspruch in der Wähler:innenschaft in den östlichen Bundesländern, war jedoch die Voraussetzung dafür, nach jahrelangen selbstzerstörerischen Konflikten wieder an Attraktivität gewinnen zu können.