
Bild: Holger Friedrich, Verleger der Berliner Zeitung und seit Mai 2025 auch der Weltbühne (IMAGO / Bernd Elmenthaler)
„Die Weltbühne“ war einmal eine bedeutende, linke Zeitschrift – bis sie unter die Räuber geriet. Einst gegründet von Siegfried Jacobsohn und (kurz) fortgeführt von Kurt Tucholsky und Carl von Ossietzky (lang), war sie in der Weimarer Republik das Blatt mit den wichtigsten linken Stimmen. Von den Nazis verboten, wurde es in der DDR wieder herausgebracht, u.a. von Ossietzkys Witwe Maud, und verlor bereits da eine Menge an staatskritischem Biss. Doch seit Holger Friedrich, millionenschwerer Verleger der „Berliner Zeitung“ und oberster Freund von Putins Russland, das Blatt in diesem Jahr an sich gerissen hat, und zwar gegen den entschiedenen Widerstand von dem in den USA lebenden Gründer-Enkel Nicholas Jacobsohn, wird es nun in bemerkenswerter Weise auf rechts, sprich: diktaturfreundlich, getrimmt.
„Der amerikanische Ostküsten-Geldadel wurde von einem Ossi ausgespielt“, prahlte Friedrich im Juni in einschlägigem Jargon – und zwar ausgerechnet beim „Ettersburger Gespräch“ nahe der KZ-Gedenkstätte Buchenwald. Und mit dem früheren „Russia Today Deutsch“-Journalisten Thomas Fasbender als einem von zwei Herausgebern wurde gleich ein echter Experte gewonnen, um – so das Editorial der ersten Ausgabe – gegen die „neuen Kriegstreiber“ und für die Freiheit zu kämpfen.