Ausgabe April 2015

Dschihad aus Dinslaken: Der Weg in den »Heiligen Krieg«

Dinslaken liegt am nordwestlichen Rand des Ruhrgebiets und hat fast 70 000 Einwohner. Bundesweit in den Fokus gerückt ist die Stadt erst in jüngster Zeit wegen ihres Stadtteils Lohberg. Dort hat sich nämlich eine Gruppe gebildet, die dem kleinen Ort international den Ruf einer Salafisten-Hochburg beschert hat. Das ist natürlich ein Blickwinkel, der weder Dinslaken-Lohberg noch seinen Einwohnern gerecht wird. Fakt aber ist, dass sich etwa 20 aus ihrer Mitte zu Dschihadisten entwickelt haben und von hier aus nach Syrien aufgebrochen sind, um für die vermeintliche Sache Gottes zu kämpfen.

Ich musste erleben, dass unter ihnen auch fünf meiner ehemaligen Schüler waren. Diese jungen Menschen hatten sich der sogenannten Lohberger Brigade angeschlossen. Als ich davon erfuhr, empfand ich es als eine persönliche Niederlage. Denn sie kämpften nicht nur im Land meiner Eltern, in dem zurzeit einer der schlimmsten Bürgerkriege dieser Welt wütet. Es sind auch fünf mir eigentlich gut bekannte und sympathische Menschen, die ich in gewissem Sinne verloren habe. Mir ist bewusst, dass ich sie wahrscheinlich nicht hätte aufhalten können, und dennoch stelle ich mir die Frage, ob ich es voraussehen oder irgendetwas hätte anders machen können.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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