Ausgabe März 2015

Die Beharrlichkeit des Krieges

Gewalt und Gegengewalt seit dem Ende der Bipolarität

Was für ein Jahresauftakt: Infernalischer Terror im Nahen Osten, in Afrika, aber auch in Paris, im Herzen Westeuropas, außerdem ein Krieg in der Ostukraine durch russische Waffenlieferungen an die Separatisten – und damit, bei Waffenlieferungen des Westens an die Gegenseite, die Gefahr eines neuen Stellvertreterkrieges mit unbegrenztem Eskalationspotential. Diese fatale Entwicklung hätte vor 25 Jahren wohl niemand vorhergesehen. Mit dem Fall der Mauer und dem Untergang der Sowjetunion sahen sich die liberalen Demokratien unvermittelt im Zustand der „Feindlosigkeit“ (Ulrich Beck). Die territoriale Bedrohung, auf deren Abwehr das westliche (wie auch das östliche) Militär ausgerichtet war, existierte nicht mehr. Die Demokratie hatte gesiegt, der Warschauer Pakt löste sich auf – und die Geschichte war angeblich zu Ende. Eine Reihe sogenannter Regionalkriege wurde tatsächlich beendet und die Charta von Paris, mit der der Ost-West-Konflikt amtlich geschlossen wurde, breitete ein wunderschönes Morgenrot über Europa aus: „Europa befreit sich vom Erbe der Vergangenheit. Durch den Mut von Männern und Frauen, die Willensstärke der Völker und die Kraft der Ideen der Schlussakte von Helsinki bricht in Europa ein neues Zeitalter der Demokratie, des Friedens und der Einheit an.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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