
Bild: Rowohlt Verlag
Die Lebensgeschichte des Aharon Appelfeld, der am 4. Januar dieses Jahres im Alter von fast 86 Jahren in Jerusalem starb, grenzt ans Phantastische: Unter kaum vorstellbaren Bedingungen entkam der 1932 in Czernowitz in der Bukowina, der heutigen Ukraine, geborene Erwin Appelfeld dem Holocaust. Mit vierzehn Jahren erreichte er allein Palästina. Dort wurde er zu Aharon – und im Laufe der Jahre zu einem der bedeutendsten Schriftsteller hebräischer Sprache. Er sei damals am Leben geblieben, weil „ich irgendwo glaubte, dass meine Mutter kommen wird und mich abholt“, sagte er einmal.
Lange Zeit hatte er es nicht leicht mit seinen Texten; denn über die Schoah zu schreiben, war in Israel in den ersten beiden Jahrzehnten nach der Staatsgründung nicht eben erwünscht. Und später verstellte die große Bedeutung der Holocaust-Thematik, die das Lebenswerk Appelfelds grundiert, immer ein wenig den Blick auf die literarische Leistung dieses einzigartigen Autors. Er selbst verwahrte sich zeitlebens dagegen, im Rahmen der Holocaust-Erinnerungsliteratur rezipiert zu werden. „Ich schreibe keine Erinnerungsliteratur“, betont Appelfeld in seinem letzten, jüngst auf Deutsch veröffentlichten Roman „Meine Eltern“: „Das Bewahren und Erhalten von Erinnerungen ist ein antikünstlerischer Ansatz.