
Bild: Klett-Cotta
Eines hat Donald Trump schon nach einem Jahr erreicht: Der latente Rassismus seiner Regierung und erheblicher Teile der US-amerikanischen Bevölkerung ist überdeutlich geworden. Weit weniger präsent ist dagegen das – neben Rassismus und Sklaverei – dunkelste Kapitel der US-amerikanischen Geschichte: die mit der Kolonialisierung Nordamerikas einhergehende Vertreibung und Ermordung der „Indianer“, also der indigenen Völker Nordamerikas. Nur wenige historische Tragödien sind für lange Zeit derart stark in Vergessenheit geraten. Umso wichtiger ist das neue Buch von Aram Mattioli, das sich genau diesem Thema widmet.
Während sich die Zahl der Kolonisatoren im 19. Jahrhundert von fünf auf 75 Millionen erhöhte, dezimierte sich die der Native Americans von 5 bis 10 Millionen im 16. Jahrhundert auf unter 240 000 um das Jahr 1900. Geschuldet ist dies einem landräuberischen, kulturvernichtenden und mörderischen „Generalangriff“, der, so Mattioli, in der Geschichte seinesgleichen sucht. Doch während Westernromane und -filme sich ungebrochener Beliebtheit erfreuen, wird dem Schicksal der Indianer wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Mattioli betrachtet die tragische Geschichte durchaus differenziert.