Seit fünf Jahren bereits hält der sowjetische Staatspräsident und KP-Generalsekretär Michail Gorbatschow den Westen und das westliche Militärbündnis in Atem. Die Veränderungen, die er bewirkt hat, haben zum Zusammenbruch der politischen und weltanschaulichen Grundlagen einer Epoche geführt und eine neue Ära eingeleitet. Es kann daher kaum verwundern, daß traditionelles politisches Denken sich auf einen so rapiden Wandel nicht mit adäquater Geschwindigkeit einstellen kann. Jeder Wandel schafft Unsicherheit, weil er vertraute Strukturen, Beziehungen und Denkgewohnheiten hinwegfegt, ohne gleich ein ebenso sicheres Fundament als Ersatz anbieten zu können.
Andererseits zwingt jeder Wandel zur Stellungnahme, zur Reaktion, zumindest zur Bewertung, ob der Betroffene will oder nicht. Wie kaum eine Epoche der Nachkriegsgeschichte ist die Gegenwart von Heraklits Feststellung panta rhei - alles ist in Fluß - gekennzeichnet, und sie läßt sich an drei politischen Großereignissen der letzten Woche exemplarisch darlegen: London (Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der NATO), Houston (Gipfeltreffen der sieben stärksten westlichen Industrienationen) und Moskau (Parteitag der KPdSU).
Zunächst Moskau: Das wichtigste Ergebnis des 28.