"Aus den Tälern Kurdistans ist der Qualm brennender Dörfer und der Geruch von Strömen vergossenen Blutes zum Himmel gestiegen. Wir befinden uns in einem Land, in dem Leben, Freiheit und Eigentum mehr gefährdet sind als anderswo." So beschrieb Karl May die Tragödie eines Volkes im Nahen Osten. "Durchs wilde Kurdistan" war der Verfasser von Abenteuerromanen nie gereist, aber er hatte den historischen Hintergrund für seinen Roman gut recherchiert. Hundert Jahre später dauert die Tragödie an. Das Volk der schätzungsweise 20-25 Millionen Kurden hat keinen eigenen Staat, lebt aufgeteilt und zersplittert in der Türkei, im Irak, Iran und in Syrien. Nur in der Sowjetunion können die Kurden - dort sind es einige Hunderttausend - ihre Sprache und Kultur ungehindert pflegen. In den anderen Ländern werden sie unterdrückt und verfolgt. Durch die Golfkrise sind die Kurden unfreiwillig zu einem Volk an der Front geworden.
Denn die überall in grenznahen Gebieten wohnenden Kurden sehen sich plötzlich mit einem gewaltigen militärischen Aufmarsch konfrontiert. Erinnerungen an die Abschlachtung der Armenier im Ersten Weltkrieg werden wach. Viele befürchten jetzt das Schlimmste: Droht den Kurden im Schatten der Golfkrise ihre Vernichtung? Beobachtungen aus der Türkei: Istanbul, Staatssicherheitsgericht.