Die Sowjetunion durchlebt im fünften Jahr der Perestroika politisch entscheidende Monate. Das Land befindet sich in der klassischen Übergangsphase von einer gesellschaftlichen Organisationsform zur anderen: von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft, vom Ein- zum Mehrparteiensystem, von der spätstalinistischen Diktatur zur parlamentarischen Demokratie, vom zentralistischen Einheitsstaat zur Konföderation. Die unvermeidlichen Erscheinungsformen des Übergangs sind sichtbar - Anarchie, Zerfall, Chaos, Doppelherrschaft, Kriminalität... Der Kompaß, der den rettenden Ausweg aus dieser Lage zeigen soll - die Perestroika - befindet sich selbst in desolatem Zustand. Gorbatschows Revolution von oben fand bis heute viel zu wenig Unterstützung von unten. Die Demontage alter Strukturen in Gesellschaft, Staat, Partei und Wirtschaft vollzieht sich teilweise schneller als die Entstehung neuer Strukturen. Bruttosozialprodukt und Industrieproduktion sind absolut rückläufig. Die schwere Wirtschaftskrise ist gekoppelt mit einer prekären Versorgungslage wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Dies erzeugt dramatische soziale Spannungen. Nationalitätenkonflikte erschüttern das Riesenreich und stellen seinen Bestand in Frage.
Schließlich schlägt der Zusammenbruch des Realsozialismus in den bisherigen osteuropäischen Bruderländern auf das Kernland des Sozialismus selbst zurück.