"Es kommen bessere Zeiten", lautet seit Monaten die frohe Botschaft, und wie nicht anders zu erwarten zeigt sich, daß manche wirklich ihr Glück gemacht haben. Wer allerdings heute das Wort Glück ausspricht, meint schon lange nicht mehr die Urlaubsreise in der Hochsaison oder den trickreich vorfristig erworbenen hellgrünen Trabi. Wenn es stimmt, dann sind weit über 60% der Reiselustigen im Osten in diesem Sommer nirgends hingefahren, die neuen Autos müssen abgezahlt werden.
Seit einem Jahr sind wir aus dem Stadium der abgeschotteten Kindheit fast unvorbereitet auf das ungeschützte Kampffeld von Erwachsenen geraten. Hier geht es um Chancen, um Arbeit, um Miete zahlen und nicht wesentlich schlechter leben zu können als bisher. Jetzt, so scheint es, ist jeder selbst an seinem Unglück schuld. Nach einem Jahr Einheit fällt mir wenig Originelles zu diesen zwölf Monaten ein. Jener Kraftakt, der vor noch nicht allzu langer Zeit im Taumeln und Widersprechen begonnen hatte, ist längst nicht zu seinem Höhepunkt gekommen.