Ausgabe September 1991

Braucht die UNO neue Strukturen?

Konzepte und Chancen einer Reform der Weltorganisation

Das seit 1987 deutlich gewordene Interesse der UdSSR an einer Stärkung der Vereinten Nationen 1), die allmähliche Wiederannäherung der USA an die UNO ab 1988 2), die praktische Kooperation der beiden Mächte bei der deutschen Frage und der Abrüstung in Europa im Rahmen des KSZE-Prozesses, die in der feierlichen Erklärung über das Ende des Kalten Krieges auf der KSZE-Konferenz in Paris ihren sinnfälligsten Ausdruck fand, sowie die Zusammenarbeit bei der UN-Konfliktregelung in Afghanistan, Namibia, Angola, Kambodscha und Zentralamerika und im Golfkrieg hat die Frage nach der Reform der Vereinten Nationen immer stärker in den Mittelpunkt der internationalen Diskussion gerückt. Zum ersten Mal ist durch die amerikanisch-sowjetische Zusammenarbeit die Chance gegeben, die Strukturen der Vereinten Nationen zu reformieren, d.h. die Charta der Vereinten Nationen an wichtigen Punkten zu ändern, wozu es außer einer Zweidrittelmehrheit in der Generalversammlung auch einer Zweidrittelmehrheit der Mitglieder des Sicherheitsrates einschließlich aller ständigen Sicherheitsratsmitglieder bedürfte 3).

So äußert der New Yorker Völkerrechtler und UN-Experte Thomas Franck vorsichtigen Optimismus über die Chancen einer UN-Reform: "Zur Zeit gibt es eine einzigartige Gelegenheit.

September 1991

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Verbrecherische Komplizen: Libyen und die EU

von Sigrun Matthiesen, Allison West

Es war ein Tiefpunkt in der Geschichte der Seenotrettung: 20 Minuten lang beschoss am 24. August ein Patrouillenboot der libyschen Küstenwache die Ocean Viking, ein Rettungsschiff der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée.

Von Milošević zu Trump: Die bosnische Tragödie und der Verrat an den Bürgerrechten

von Sead Husic

Es herrschte keine Freude bei der bosnisch-herzegowinischen Regierungsdelegation am 22. November 1995 auf dem Wright-Patterson-Luftwaffenstützpunkt in Dayton. Eben hatte sie dem Friedensabkommen mit der Bundesrepublik Jugoslawien, die noch aus Serbien und Montenegro bestand, und Kroatien zugestimmt, doch sie fühlte sich betrogen.