Ausgabe Februar 1992

Ein unvollendeter Übergang

Spanien im Jahr 17 der Demokratie

Die Kritik kam aus einer ungewohnten Ecke. "In Sachen Demokratie leben wir in Spanien noch in der Steinzeit", erklärte in Rom der Erzbischof aus dem katalanischen Tarragona, Ramon Torrella Cascante ("El Mundo", 12.11.1991). In der Woche zuvor hatte die ETA durch ein Attentat ein zweieinhalbjähriges Kind ermordet, blockierten Einwohner einer Madrider Vorstadt aus Protest gegen die bevorstehende Ansiedlung von Romafamilien in ihrem Viertel eine Schnellstraße, demonstrierten in Madrid ein paar Tausend Intellektuelle gegen ein neues Gesetz zur Inneren Sicherheit; und am Tag danach würde die rechte "Volkspartei" (PP) einen neuen Gesetzentwürf zur Drogenbekämpfung vorlegen, der vorsieht, daß Drogenabhängige abends zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein müssen.

Spanien im Jahr 17 der Demokratie. Die neue Zeit begann am 20. November 1975, als der Caudillo Francisco Franco friedlich im Bett starb. Die Rechte, die eine Modernisierung Spaniens anstrebte, und die besiegte Linke, die wußte, daß für einen demokratischen Bruch ihre Kräfte nicht ausreichten, begannen eine vorsichtige Demokratisierung. Die T r a n s ic i o n, der im Ausland allgemein bewunderte friedliche Übergang zur Demokratie, dauert noch immer an. Im Laufe der Jahre erlebte sie einige Zäsuren, die Aufschluß über ihren Verlauf geben. Die erste Zäsur fand am 23.

Februar 1992

Sie haben etwa 6% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 94% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema