Ausgabe Januar 1992

1492-1992: Die Gewalt des Fortschritts oder Erfindung und Zerstörung der Einen Welt

Ein Irrtum der Weltgeschichte?

In seinem Roman „Die Rebellion der Gehenkten" (1936) schrieb B. Traven: „Gott war auf Erden vor zweitausend Jahren und erlöste alle Menschen. Er vergaß die Indianer." Aber er vergaß nicht nur diese; auch die Afrikaner, die arabischen Völker des Nahen Ostens, wo Jesus einst lebte, die unendliche Zahl der Asiaten - mit Ausnahme der Japaner - und viele, viele andere Völker in allen Weltgegenden blieben vergessen. Die „Dritte Welt" - ein mißratenes Abfallprodukt im Werk des großen Schöpfers? In diesem Falle führen alle Wege allerdings nicht nach Rom, sondern auf das Jahr 1492 zurück.

Kaum hat sich der intellektuelle Diskurs von den Verwerfungen anläßlich des „Bicentenaire", der Erinnerung an den 200. Jahrestag der Französischen Revolution von 1789 und der schier unübersehbaren Polemik für und wider deren jakobinische Ausuferungen erholt, stehen bereits die Erinnerung an ein weiteres historisches Ereignis und damit neuer Streit ins Haus: der 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas - aber nein: der „Begegnung der Kulturen" - mit der Landung des Christoph Kolumbus am 12. Oktober 1492 auf der Watling-Insel der Bahamas. Selbst dieser Ort steht nicht genau fest. Inzwischen bietet die Wissenschaft längst weitere Landeplätze entlang der karibischen Inselkette an...

Januar 1992

Sie haben etwa 28% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 72% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Europa