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Als Abschied "von dem Begriff der Dritten Welt" und "Rückkehr in die Geschichte der globalen Unübersichtlichkeit" kommentierte der SPD-Parlamentarier Freimut Duve die Ankündigung des sowjetischen Truppenabzugs aus Kuba (taz, 16.9.1991). Für Duve war dies der Schlußpunkt "der angeblich unumstößlichen Dreiteilung der Welt". Die "Dritte Welt" mit solcher Begründung aus der politischen Terminologie zu streichen und als Anachronismus der bipolaren Weltordnung ad acta zu legen, scheint mir freilich eine allzu voreilige und gefährliche Schlußfolgerung aus eurozentrischer Perspektive zu sein, die eine latente Verharmlosung des akuten Nord-SüdKonflikts in sich birgt.
Denn so unübersichtlich ist die "globale Unübersichtlichkeit" nun wirklich nicht. Mag der Begriff "Dritte Welt" in Frage gestellt werden, umschreibt er dennoch in der geweckten Assoziation einen nach wie vor und mehr denn je zutreffenden Tatbestand. Sich davon ersatzlos zu verabschieden, suggeriert die Lösung eines ungelösten Problems und leugnet die globale Hegemonialstruktur, die ungebrochen fortdauert.
Trotz aller internen Ausdifferenzierungen stellt die verallgemeinernde Kategorisierung "der Süden" auch weiterhin (in begrifflicher Analogie zur "Dritten Welt") eine durchaus notwendige und angemessene Metapher dar. Wie u.a.