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Die Symptome sind eindeutig: Die extreme Rechte hat seit der Mitte der 80er Jahre in Europa wesentlich an Boden gewonnen 1). Dies kommt besonders auffällig in den Wahlerfolgen rechtsextremer Parteien zum Ausdruck: In F r a n k r e i c h konnte der Front National 1983 die ersten lokalen Erfolge verzeichnen, 1984 bei der Europawahl mit 11% den Durchbruch zur Massenpartei erzielen und sich auf diesem Niveau stabilisieren - mit eher noch wachsender Tendenz (1986 bei den Parlamentswahlen 9,9%, 1988 bei den Präsidentschaftswahlen sogar 14,4%, 1989 bei den Europawahlen 11,7%, und im April 1992 bei den Regionalwahlen 13,9%). Schwerpunkte liegen in urbanen Ballungszentren. Der FN übertrifft damit seine rechtsextremen Vorgänge aus den Jahren 1956 bis 1962, die Poujadisten, ganz beträchtlich. Seine Mitgliederzahl soll von 30 000 (1986) auf über 100 000 (1990) angewachsen sein. Er verfügt seit 1984 über einen eigenen Unternehmerverband, der - nach gut faschistischer Manier - zugleich die Interessen der abhängig Beschäftigten vertreten soll, und im Bereich des öffentlichen Verkehrs- und Transportwesens haben sich "Betriebssektionen" gebildet, die unter seinem Einfluß stehen. Er stößt auf beträchtliche Sympathien in Journalistenkreisen und hat Einfluß in Polizei, Armee und Justiz sowie unter Studenten und Akademikern 2).