Ausgabe November 1992

Kirche und Staat in einer säkularisierten Gesellschaft

Das Thema "Religion und Politik" wird heute lebhaft und kontrovers diskutiert. Einerseits heißt es: Der Einfluß der Kirchen - und an sie denkt man bei uns zuerst, wenn von "Religion" die Rede ist - schwindet. Die Zahl der Gottesdienstbesucher ging in den letzten Jahren zurück, und die Kirchenaustritte nahmen drastisch zu. Der Abgang "realsozialistischer" Regimes, zu dem christliche Gruppen mithalfen, führte keineswegs zu einer massenhaften Rückkehr zu den Kirchen. Die Presse bringt sensationelle Statistiken, die auf die Entfremdung vieler junger Menschen auch in Westdeutschland von den traditionellen Konfessionen hinweisen - bei gleichzeitig wachsendem Sekteneinfluß. Die anfängliche große Sympathie der Medien für die evangelischen Kirchen in der Ex-DDR als Geburtshelfer der "Revolution" wurde durch Entlarvungskampagnen abgelöst, in denen man leitende Kirchenvertreter der Kumpanei mit den damaligen Machthabern bezichtigte. Überhaupt wurde die Rolle der Kirche als Anwältin sittlicher Werte in Frage gestellt, insbesondere der Anspruch der römisch-katholischen Kirche auf maßgebliche Auslegung des "Naturrechts" (z.B. im Streit um den 218), so daß hohe kirchliche Würdenträger bereits die Anzeichen eines beginnenden Kulturkampfes zu erkennen glaubten.

Andererseits stellt man Signale für gegenläufige Tendenzen fest.

November 1992

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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