Von der Normalität islamistischer Bewegungen
Die politischen Entwicklungen im arabischen Raum, insbesondere die Erfolge des sogenannten islamischen Fundamentalismus, sind wiederholt Gegenstand von "Blätter"-Beiträgen gewesen. Im vergangenen Jahr stand dabei die Situation in Algerien im Vordergrund, wo in der ersten Runde der nachträglich annullierten Parlamentswahlen die Islamische Rettungsfront zur stärkten politischen Kraft avancierte (vgl. Sigrid Faath und Hanspeter Mattes, Keine Demokratie für die Feinde der Demokratie? Algeriens Dilemma im Umgang mit dem islamischen Fundamentalismus, in: "Blätter", 3/1992, S. 281 ff., und Claus Leggewie, Algerien: Zwischen den Fronten. Islam und Demokratie nach 30 Jahren politischer Unabhängigkeit, in: "Blätter", 9/1992, S. 1078). Eine von gängigen westlichen Vorstellungen des "islamischen Fundamentalismus" abweichende Sicht vertritt im nachstehenden Beitrag Volker Perthes. Der Autor, 1991/92 Assistenzprofessor an der Amerikanischen Universität in Beirut und zur Zeit wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Wissenschaft und Politik in Ebenhausen, hält den politischen Islam für eine im internationalen Maßstab "relativ normale" Erscheinung, die sich durchaus mit dem Konservatismus in der westlichen Welt vergleichen lasse. Seine Thesen stellen wir zur Diskussion. D. Red.