Ausgabe Februar 1995

Ostdeutschland: Wachstumsregion Nr. 1 in Europa?

1. Ein unterentwickeltes Anhängsel der westdeutschen Wirtschaft

Viereinhalb Jahre nach dem Start der Wirtschafts- und Währungsunion hat sich der Osten Deutschlands zu einem Anhängsel der westdeutschen Wirtschaftsmacht entwickelt. Dies dokumentiert Tabelle 1, die aus den Unterlagen des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) und den laufenden Publikationen des Statistischen Bundesamts berechnet wurde. Schon die beiden Extremwerte sprechen für sich: auf das ostdeutsche Fünftel der Wohnbevölkerung entfallen mehr als zwei Fünftel aller Arbeitslosen in Deutschland. Dagegen stammt kaum mehr als ein Fünfzigstel aller deutschen Ausfuhren des Bergbaus und des verarbeitenden Gewerbes aus Ostdeutschland.

Tabelle 1 Gewicht der neuen Bundesländer nach ausgewählten Wirtschaftsindikatoren 1994 siehe PDF Datei

Diese Übersicht relativiert zugleich die Erfolgsmeldungen über die Investitionen und den Wohnungsbau in den neuen Bundesländern. Angesichts der jahrelangen Vernachlässigung der Infrastruktur in der früheren DDR sind im Vergleich zur Wohnbevölkerung und der Landesfläche die für 1994 ausgewiesenen Anteile von 22,8% des gesamtdeutschen Investitionsvolumens nicht überwältigend. Das gilt noch mehr für den Wohnungsbau. Noch nicht einmal 5% aller von 1991 bis Ende des 1.

Februar 1995

Sie haben etwa 13% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 87% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Rechte Gewalt, leere Kassen: Ostdeutsche Zivilgesellschaft unter Druck

von Elisa Pfleger

In der Bundespolitik ist das Entsetzen über den Erfolg der AfD bei der Bundestagswahl noch immer groß. In allen ostdeutschen Flächenländern und in 43 von 48 Wahlkreisen wurde die in weiten Teilen rechtsextreme Partei stärkste Kraft, in Görlitz und im Kreis Sächsische-Schweiz-Osterzgebirge erhielt sie beinahe 50 Prozent der Stimmen.