Eine Jünger-Nachlese
"Dieser Mann ist wahrlich mit Bewußtheit geschlagen. Keinen Winkel gibt es zwischen Himmel und Erde, keine Stunde im Jahr, wohin er sich nicht mitzuschleppen verurteilt ist. Die vielen Bereiche, durch die er sich rezeptierend, katalogisierend, summierend bewegt, und auch die Menschen, die ihm begegnen - sofern sie nicht sehr starke oder sehr naive Naturen sind -, verlieren ihre Vielgestaltigkeit, ihren natürlichen Reichtum und werden zu Bestandteilen der 'Provinz Jünger'. Sie ist so künstlich, daß selbst die Unordnung künstlich in sie hineingetragen werden muß. Die Blumen, die dort wachsen, sind aus Blech gestanzt, und an die Beine der Käfer sind kleine Zettel mit lateinischen Namen geknüpft. Ein starkes Licht, das keine Quelle zu haben scheint, erhellt sie. In einem künstlichen Teich aber schwimmt ein schimmernder Fisch und wird allein um seines Namens willen, Goldorphe, zum Mythos und Symbol erhoben. Symbol wofür? Zum großen Teil besteht Jüngers Mystik darin, daß er diese Frage nicht beantworten kann. Der Trick mit der 'Goldorphe' erinnert an den Budenbesitzer, der drei Seehunde in einer Badewanne als die blutdurstigsten Ungeheuer der arktischen Urwelt anpreist. (...) Ein Mensch, der nicht aufhören kann zu denken, trennt sich von allem Lebendigen und vereinsamt. Seine unermüdliche Denktätigkeit hat auch seine Schreibweise verheert.