Ausgabe April 1996

Jelzins Kampf um den Machterhalt

Rußland zwischen zwei Wahlen

Soziale und politische Kräfteverhältnisse nach den Dezemberwahlen

Vier Jahre nach der Auflösung der UdSSR und dem Beginn einer Reform, deren Kernstück die Neuordnung des Wirtschaftssystems und eine Umverteilung des gesellschaftlichen Vermögens waren, haben sich die sozialen Kräfteverhältnisse in Rußland von Grund auf verändert. In einer goldrauschartigen "Gründerphase" eigneten sich Angehörige der "alten" Oberschicht und rasch aufsteigende "biznesmeny" - Geschäftsleute - Immobilien und Aktien an, sicherten sich die Verfügung über Erdöl- und die Buntmetallschrottexporte, eröffneten Kreditanstalten und riefen Finanzholdings ins Leben. Ein Handbuch der Handelsbanken, das 1993 erschien, wies für Mitte jenes Jahres 1774 registrierte Institute mit über 3 000 Filialen aus, eine Zahl, die bis März 1995 auf 2543 (ca. 5500 Filialen) stieg. 1)

Im Laufe kurzer Zeit kristallisierten sich acht große Bankengruppen heraus, die mit den politischen Führungsclans in den Metropolen und Regionen eine enge Verbindung eingegangen sind, darunter etwa die MOST-Gruppe, die Menatep, die Sberbank, OLBI, die Stolitschnyj Bank und die Imperial-Bank.

April 1996

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Vom Proletariat zum Pöbel: Das neue reaktionäre Subjekt

von Micha Brumlik

Gewiss, es waren keineswegs nur Mitglieder der US-amerikanischen weißen Arbeiterklasse, die Donald Trump an die Macht gebracht haben. Und doch waren es auch und nicht zuletzt eben jene Arbeiter und Arbeitslosen – und genau hier liegt das eigentliche Erschrecken für die Linke.