Ratlosigkeit und Bestürzung waren auf seiten der Verlierer in Israel, aber auch im Ausland die ersten Reaktionen auf die Resultate der Parlaments- und Ministerpräsidentenwahlen am 29. Mai 1996: Eine Revolution schien eingeleitet worden zu sein, eine Revolution, die - so die allgemeinen Befürchtungen - möglicherweise den Friedensprozeß aufhalten und Shimon Peres' Vision eines "neuen Nahen Ostens" wie eine Fata Morgana verschwinden lassen werde. Als der neue Ministerpräsident Benyamin Nethanyahu sich jedoch vor aller Welt als ein moderater Politiker präsentierte, schwand die Angst vor einer Revolution.
Allerdings zu unrecht: Die israelische Wende ist ein Erdbeben, auf dessen Nachwirkungen man länger als einige Wochen oder gar Monate warten muß. Auch sollte man die nötige Übersicht behalten, um gerade jene Bereiche zu beobachten, in denen tatsächlich revolutionsartige Prozesse stattfinden werden. Diese Übersicht vermißt man bei den meisten Reaktionen auf die jüngsten Ereignisse in Israel. Daß es tatsächlich um revolutionäre Prozesse geht, hätte man bereits vor dem Wahltermin im Mai wissen können. Die Kugeln, die den israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin am Abend des 4. November 1995 tödlich trafen, signalisierten nicht nur das Ende der Regierung der Mifleget haAvoda - der Arbeitspartei.