Der Katholizismus in der modernen deutschen Gesellschaft am Beispiel der Katholikentage
Der Katholizismus ist in der Regel kein Thema für Politikwissenschaftler. Den meisten Politologen ist dieser Gegenstand ganz und gar fremd, einigen vielleicht sogar ein wenig unheimlich. Jedenfalls ist das meine Erfahrung, wenn ich in Kollegenkreisen davon erzähle, daß ich mich für den Katholizismus interessiere. Überwiegend stoße ich dann auf Unverständnis, oft auf Spott, nicht selten aber auch auf Distanz, auf Abwehr. Ich bin überzeugt, daß die jahrhundertelange Konfessionsfehde in Deutschland noch heute in den Untergründen der kollektiven Mentalitäten nachwirkt, auch bei aufgeklärten universitären Zeitgenossen. Wer im protestantischen Bildungsbürgertum groß geworden ist, hat sehr wahrscheinlich eine Menge schon früh erlernter Skepsis gegenüber allem Katholischen mit auf den Lebensweg bekommen. Er oder sie wird in den meisten Fällen den Katholizismus als etwas dumpf Reaktionäres, als eine diktatorisch von Rom gesteuerte papistische Bewegung, als Inkarnation von Intoleranz, Dogmatismus, Illiberalität und Wissenschaftsfeindlichkeit ansehen. Und die deutsche Universität ist lange eine ganz überwiegend protestantisch geprägte Institution gewesen, eine Tradition, die nicht einfach verschwunden ist.