Benyamin Netanyahus Regierungsübernahme in Israel hat dem funktionalen Optimismus westlicher Beobachter einen Dämpfer erteilt, die mit den Oslo-Abkommen 1) bereits einen Neuen Nahen Osten nach dem von Israels ehemaligem Ministerpräsidenten Shimon Peres entwickelten Modell vor sich zu sehen glaubten. 2) Die israelischen Wahlen, der Regierungswechsel und die regionalen Auseinandersetzungen der ersten Monate danach haben gleichwohl den Friedensprozeß nicht beendet, wie einige Instant-Analysten seither wiederholt behauptet haben. Im folgenden soll es darum gehen, erstens die Auswirkungen des Regierungswechsels in Israel auf den Friedensprozeß selbst und zweitens die arabischen Reaktionen auf die Veränderungen in Israel zu untersuchen.
Der Netanyahu-Faktor im Friedensprozeß
Die israelischen Wahlen vom Mai 1996 zeigten vor allem, wie sehr Israel politisch-kulturell ein Teil der Region, Teil des Nahen und Mittleren Ostens ist. Dies ist insofern einigermaßen paradox, als die Anhänger der israelischen Rechtsparteien einer echten Integration Israels in seine arabische Umwelt besonders kritisch gegenüberstehen.