Ausgabe Oktober 1997

Ich stimme der ersten Revision von Maastricht zu!

Supergeld - Superstaat?

Nach dem Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft 1954 markierten die Römischen Verträge vom 25. März 1957 den Versuch, den europäischen Integrationsprozeß auf ein sorgsam austariertes Fundament der wirtschaftlichen Integration zu stellen. Dieses Fundament hat sich seither als stabil erwiesen, auch wenn die europäische politische Integration von Kompromissen, Rückschlägen und nur langsamen Forschritten geprägt ist. Entsprechend ist die Debatte um Sinn, Zweck und Ziel der europäischen Integration seither nicht abgerissen. Jack Lang knüpft mit seinem Aufruf, den Vertrag von Amsterdam nicht zu ratifizieren, hieran an und stellt den bisherigen Integrationsprozeß in Frage. Vertiefung der Europäischen Union durch einen Verfassungskonvent statt Beginn des Erweiterungsprozesses nach dem Wirksamwerden des Vertrags von Amsterdam? Ein "vertieftes" Kerneuropa statt ein Europa der heute 16 und künftig 20 "plus x"? Eine europäische Verfassung mit europäischer Regierung und erst dann die europäische Wirtschafts- und Währungsunion?

Diese aufgeworfenen Fragen bergen die Gefahr in sich, den seit über vier Jahrzehnten dauernden europäischen Prozeß des Friedens, des Zusammenwachsens und des Grenzabbaus zu gefährden.

Oktober 1997

Sie haben etwa 18% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 82% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Politik vor Recht: Die Aushöhlung der liberalen Demokratie

von Miguel de la Riva

Als der FPÖ-Chefideologe und heutige Parteivorsitzende Herbert Kickl im Januar 2019 in einem ORF-Interview darauf angesprochen wurde, dass seine Asylpläne an die Grenzen von EU-Recht, Menschenrechtskonvention und Rechtsstaat stoßen, antwortete der damalige österreichische Innenminister, „dass das Recht der Politik zu folgen hat und nicht die Politik dem Recht“.

Ernst, aber nicht hoffnungslos

von Thorben Albrecht, Christian Krell

Spätestens seit Ralf Dahrendorfs berühmt gewordener These vom „Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts“ gehören SPD-Niedergangsprognosen zu den Klassikern der parteibezogenen Publizistik. Die Partei hat diese Prognose bisher um 42 Jahre überlebt. Aber das konstituiert keine Ewigkeitsgarantie.