Gelegentlich hört und liest man Klagen über die großen deutschen Intellektuellen und ihr Verhältnis zur Politik: Sie äußerten sich mittlerweile "zu allem möglichen", nur nicht zu den drängenden Fragen der Zeit. Es wird schon etwas daran sein, einerlei ob das an den Intellektuellen liegt oder an der Politik. Einer jedenfalls hat sich nun zurückgemeldet, "der deutsche Philosoph, der Weltgeltung wie kein anderer genießt", hat "interveniert, nicht zuletzt wohl auch, weil andere schweigen", schrieb die "Zeit". Am 5. Juni kam Jürgen Habermas auf Einladung des "Kulturforums der Sozialdemokratie" nach Berlin, um neben und mit dem SPD-Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder über "Die Einbeziehung des Anderen", so der Titel der Tagesveranstaltung, zu sprechen. Mitgebracht ins Willy-Brandt-Haus hatte er das Destillat eines großen Essays über Globalisierung, über die Selbstabwicklung der Politik - und über Alternativen jenseits eines programmatisch entleerten "Politikwechsels". Wir freuen uns, diese "Berliner Rede", die der anbrechenden "Berliner Republik" eine ganz andere Richtung weist als die des Bundespräsidenten vor einem Jahr, in den "Blättern" zu veröffentlichen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.