Über den Kontakt der Bischöfe zur Gesellschaft
Selten sind die Reaktionen so widersprüchlich wie in der Frage des Ausstiegs der katholischen Kirche aus der Schwangerenberatung. Die jungen Romantiker des FAZ-Feuilletons fordern die reine Lehre. Die Kirche soll den Staub von den Füßen schütteln und Moral predigen. Sie wittern Doppelmoral, wenn deutsche Bischöfe sich auf Vereinbarungen mit dem Staat einlassen. Die Rechte von Frauen und Kindern sind ihnen ebenso gleichgültig wie den geifernden Lebensschützern. Auf der anderen Seite stehen die traditionellen Linkskatholiken. Sie verlangen, daß sich die Bischofskonferenz dem Papstbrief widersetzt. Schwangerschaftsberatung soll zum Präzedenzfall für die Demokratisierung der Kirche werden. Abgesehen davon, daß das Ziel der nationalen Autonomie der Bischofskonferenzen nicht wirklich einleuchtet, wenn auf der anderen Seite die Weltkirche propagiert wird, trägt diese Haltung ebenfalls nicht zur Lösung des konkreten Problems bei.
Schließlich wäre in der Bischofskonferenz eben keine Mehrheit für Widerstand gegen Rom zu mobilisieren. Vor diesem Hintergrund ist im Gegenteil sogar anzuerkennen, wie klug Bischof Lehmann die Geschlossenheit des Nicht-Dyba&Meisner-Lagers zu wahren weiß. Des weiterem fallen die einstmals mit der Kompromißfindung betrauten Politiker(innen) auf.