Marie-Therese Geffroy wird von ihren Parteifreunden gemobbt. Sie hat getan, was die Führungsspitzen der bürgerlichen Rechten Frankreichs, darunter der Präsident selbst, ihren konservativen Parteikollegen angeraten hatten: Sie stimmte im Rat der Region Rhne-Alpes nicht mit dem Front National (FN). Amaury Nardone, ein junger liberaler Kandidat für das Amt des Vize-Regionalratspräsidenten, hat ihr deshalb Ohrfeigen angedroht, andere bürgerliche Parteikollegen empfehlen ihr, doch "nach Hause zu verschwinden und abzuspülen", nennen sie "Verräterin" und "Kollaborateurin der Linken". Ratspräsident Charles Millon indessen hat sich in die Hände des Front National begeben. Er bestreitet, daß es eine Vereinbarung gegeben habe mit den 35 Rechtsextrernisten, die im in Lyon ansässigen Regionalrat bei den Wahlen im März ein Mandat bekamen. Doch ohne ihre Hilfe wäre Millon nicht zum Ratspräsidenten gewählt worden. Der FN weist denn auch die Behauptung zurück, daß es keinen Deal gebe, und auch Millons Partei, die Vereinigung aus Christdemokraten, Konservativen und Liberalen UDF (Union pour la démocratie francaise), mochte sich auf derlei Ausflüchte nicht einlassen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.