Bericht an die Europäische Kommission von Richard von Weizsäcker, Jean-Luc Dehaene und David Simon vom 18. Oktober 1999 (Wortlaut)
Am 1. September 1999 bat der designierte Präsident der Europäischen Kommission, Professor Romano Prodi, Herrn Jean-Luc Dehaene, ehemaliger Premierminister von Belgien, und Herrn Richard von Weizsäcker, ehemaliger Präsident der Bundesrepublik Deutschland, und Lord Simon of Highbury, ehemaliger Vorsitzender von British Petroleum und ehemaliger Minister, im Hinblick auf die bevorstehende Regierungskonferenz bis Mitte Oktober völlig frei ihre Ansichten zu den institutionellen Auswirkungen der Erweiterung zu äußern. Ihr Mandat bestand dann, institutionelle Probleme aufzuzeigen und Argumente anzuführen, weshalb sich die Regierungskonferenz damit befassen sollte. Das Mandat erstreckte sich nicht auf die Erarbeitung konkreter Vorschläge. Diese Aufgabe werden die Mitgliedstaaten vor und während der Regierungskonferenz wahrnehmen. Die Gruppe kam im September und Oktober unter dem Vorsitz von Herrn Dehaene mehrmals zusammen. Sie legte ihren Bericht am 18. Oktober 1999 vor.
1. Vorbemerkungen: die Herausforderung
1.1 Die Reform - eine vordringliche Aufgabe
Die institutionelle Struktur der Europäischen Union wurde in den fünfziger Jahren für eine Gemeinschaft von sechs Mitgliedstaaten geschaffen. Sie war eine völlig neuartige Konstruktion, die sich bewährt hat.