Über gewisse Analogien von Leninismus und Neoliberalismus
Wer in der DDR gelebt hat, kann sich erinnern an die offizielle Propaganda vom "Sieg des Sozialismus", von seinen gewaltigen "Errungenschaften" und an die von den Ideologen immer mal wieder hin und her gewendete Frage, wie herrlich weit wir es denn nun gebracht hätten: ob wir uns denn noch im Sozialismus als einer "relativ eigenständigen geschichtlichen Formation" oder schon in der "entwickelten sozialistischen Gesellschaft" oder gar schon in der "ersten Phase des Kommunismus" befänden. Aber wahrscheinlich erinnert man sich nicht gern, denn das alles klingt ja heute wie eine Stimme aus dem Grabe. Mag sein. Dennoch bitte ich darum, diese Formeln auf keinen Fall zu vergessen. Und zwar nicht etwa um der Aufarbeitung der Vergangenheit willen, sondern um mit der Gegenwart besser zurechtzukommen.
Saubere Vergangenheit, prima Gegenwart, strahlende Zukunft
1989 erschien in der amerikanischen Zeitschrift "National Interest" der inzwischen bekannte Aufsatz von Francis Fukuyama mit dem Titel "Das Ende der Geschichte?". Er handelte vom "klaren Triumph des wirtschaftlichen und politischen Liberalismus", der sich vor allem an "der völligen Erschöpfung aller Alternativen" zu ihm offenbare.