"Raus! Raus! Raus!" Es ging hoch her bei der Vereidigung der Abgeordneten im türkischen Parlament am 2. Mai 1999. Da sind nun die Frauen mit der Rekordzahl von 22 (bei 550 Abgeordneten insgesamt) im 21. Parlament der Türkei vertreten, und dann dieser Skandal: Die junge Computerspezialistin Merve Kavakci, Abgeordnete der islamistischen Tugendpartei, betrat den Plenarsaal mit Kopftuch, obwohl der Generalstab ein klares Nein zum Kopftuch im Parlament ausgesprochen hatte. Die Verfechter des kemalistischen Laizismus, allen voran die Abgeordneten der DSP Ministerpräsident Ecevits, warnten, das "von Atatürk gegründete Parlament dürfe nicht für eine religiöse Kundgebung mißbraucht" werden. In den Bekleidungsvorschriften des Parlaments findet sich allerdings keine Bestimmung bezüglich der islamisch korrekten Verhüllung des weiblichen Kopfes.
Ist "Merves Aktion" nun eine vom Ausland angezettelte Provokation, wie Staatspräsident Demirel, die Gefahr eines Militärputsches implizierend, meint, oder handelt es sich lediglich um die Ausübung eines Menschenrechts, wie muslimische Kreise und Menschenrechtler äußern. Ein Affront gegen Militärs und die vor ihnen kuschende laizistische Elite ist es allemal.