Zehn Anmerkungen zu Massakern im Krieg und (De-)Eskalation
Im Kosovo ist Mitte April, drei Wochen nach Beginn der Luftangriffe, der wohl schlimmstmögliche Fall eingetreten. Die kosovoalbanische Bevölkerung ist schutzlos systematischen Massakern und Vertreibungen seitens serbischer Spezialeinheiten ausgesetzt. Diese Verbrechen waren vom Milosevic-Regime offensichtlich seit geraumer Zeit als mögliche Handlungsoption vorbereitet. Zugleich sind die NATO-Luftangriffe nicht in der Lage, dem Morden und Vertreiben Einhalt zu gebieten. Sie haben vielmehr nicht gewollte (wohl aber absehbare) Wirkungen gehabt: Der jugoslawische Präsident Milosevic ist zwar militärisch geschwächt, steht aber politisch stärker denn je da. Dies befähigt ihn, im Kosovo mit einer Brutalität und Konsequenz Verhältnisse zu schaffen, wie es sich viele Beobachter offensichtlich nicht vorstellen konnten. Zudem hat durch die Flüchtlinge und vereinzelte Übergriffe der Kriegführenden bereits jene Destabilisierung der Nachbarstaaten begonnen, die verhindert werden sollte. Der Westen ist ganz offensichtlich gravierenden politischen und militärischen Fehleinschätzungen erlegen. Dieser nüchterne Sachverhalt wird in der Bundesrepublik erst seit kurzem erkannt und benannt und nur vereinzelt auf die Ursachen hin untersucht.